Antonio Vivaldi (1678 1741) wurde in Venedig geboren und lernte bei Legrenzi. Er war für die Priesterlaufbahn bestimmt und wurde 1703 geweiht. Von dieser Zeit an war er dem Ospedale della pietá als Violinvirtuose und Komponist verbunden; auf die dortigen Schülerinnen, die die verschiedensten Instrumente lernten, geht die überaus reiche Konzertproduktion Vivaldis zurück. 329 sind nachweisbar, von 600 ist die Rede; das heißt Vivaldi schrieb über 1000 Sätze in der Solokonzertform, und sein Einfallsreichtum ist zu bewundern, gleicht doch nicht ein Satz dem anderen. Die Instrumentalmusik stand im 17. Jahrhundert traditionell weit hinter der Vokalmusik zurück, ihre Stärkung verdankt sie zu einem guten Teil Vivaldi. Er macht sich die formalen Errungenschaften von Torelli und Albinoni zunutze: harmonisch geht er jedoch weit über seine Kollegen hinaus. Neu ist auch, dass das Tempo der harmonischen Fortschreitung stark schwankt.
Neuere Forschungen legen die Entstehungszeit der berühmtesten Konzerte Vivaldis, Die vier Jahreszeiten in die Zeit um 1716/1717. Nicht nur sind sie das bekannteste Beispiel für Programmmusik: Vivaldi setzte im Druck (von ihm selbst verfasste?) Sonette voran, die die jeweilige Jahreszeit beschreiben, und fügt dann sogar Kennziffern für die einzelnen Gedichtzeilen in die Partitur ein. Der Winter zeichnet <das erstarrte Zittern in eisigen Schneeschauern> nach; das Largo bietet dem Trompeter die Möglichkeit einer besonders ausdrucksstarken Kantilene. Die Lebendigkeit im Ausdruck verdanken diese Werke sicherlich der Erfahrung Vivaldis als leidenschaftlicher Opernkomponist, als der er heute leider viel zu wenig bekannt ist.