In Mittelzell, dem Mittelpunkt der Insel Reichenau, steht die weitläufige und wuchtige Klosteranlage mit dem Münster St. Maria und Markus (kurz Marienmünster).
Geschichte
Ursprünge der Kirche lassen sich bis in die Gründungszeit
des Klosters durch Pirmin im Jahre 724 zurückverfolgen. Damals stand an
der Stelle des heutigen Münsters eine einfache aus Holz gebaute Kirche
(mit Konventsbauten und einem Kreuzgang). Noch im 8. Jahrhundert wurde der
Holzbau durch eine Steinkirche ersetzt, die allerdings abgebrochen wurde.
An deren Stelle entstand ein 816 geweihter Neubau, der in Teilen immer
Bestandteil des Gotteshauses blieb.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Münster ständig verändert,
umgebaut und erweitert, bis es dann unter Abt Berno im 11. Jahrhundert
nach einem Brand seine heutige Gestalt mit drei Längs- und zwei
Querschiffen und dem gewaltigen Westbau mit Turm erhielt.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der heutige Dachstuhl mit
seiner gebogenen Eichenbalkenkonstruktion errichtet. Der an einen
Schiffsbauch erinnernde Dachstuhl wurde bei Restaurierungsarbeiten
(1964-70) freigelegt, wobei noch nicht einmal 20% des verwendeten 800Jahre
alten Holzes ersetzt werden mussten.
Der hohe gotische Chor kann auf das
15.Jahrhundert datiert werden.
Sehenswürdigkeiten
Im Westteil befindet sich die Kaiserloge
Heinrich III. und der gotische Markusaltar
(1477). In dem Altar werden seit 830 die Gebeine des Apostels Markus
aufbewahrt. Mit den Wallfahrten zur Markusreliquie kamen schon im 9.
Jahrhundert viele Fremde auf die Klosterinsel. Der Markusschrein,
in dem die Reliquie aufbewahrt wird, ist eine Kopie – das Original
befindet sich in der Schatzkammer des Münsters.
Hinter einem Barockgitter verschlossen befindet sich der Chor mit dem Heiligblutaltar
und dem Allerheiligenaltar. Beide können nur während
der Schatzkammer-Öffnungszeiten besichtigt werden.
Die Schatzkammer in
der gotischen Sakristei enthält neben dem Original des Markusschreins
noch weitere Reliquienschreine, die während des "Goldenen
Zeitalters" der Reichenau gesammelt wurden, sowie viele weitere
Kostbarkeiten.
Südlich des Münsters schließt sich der so genannte Neue Konvent an, der von 1605-1610 nach Abbruch des alten Klosters neu erbaut wurde. Darin befinden sich heute das Rathaus und das Münsterpfarrhaus. Der Klosterhof um Münster und Konventsgebäude dient für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen. Der Balkenkeller wird als Winzerkeller durch den Winzerverein Reichenau genutzt.
Nördlich des Münsters befinden sich zwei sehr schöne Staffelgiebelhäuser.
Das erste Gebäude, die sogenannte Kanzlei Bischof Fuggers,
entstand in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundertst, erhielt seine
heutige Form dann um 1530. 1900 wurde die Kanzlei umfassend umgebaut,
dabei entstand das Zwillingsgebäude. Heute beherbergen sie zusammen mit
einem Neubau ein Seniorenzentrum der Caritas.